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1996-08-06
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12KB
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233 lines
Path: vaxser.grumed.fu-berlin.DE!not-for-mail
From: dit@vaxser.grumed.fu-berlin.de (K.-H. Dittberner)
Newsgroups: z-netz.telecom.allgemein,de.comm.isdn,de.comm.misc,ping.service,ruhr.general
Subject: Re: Telekom '96 und Gebuehren
Date: 23 Feb 1996 20:59:56 GMT
Organization: Free University of Berlin, Germany.
Message-ID: <4gl9sc$f3v@fu-berlin.de>
References: <43092054@luthien.ping.de> <N.121695.185507.11@prs00002.peu.EUnet.de> <18.12.1995/07001/02979@BITBOY.KOROVA.ZODIAC.DE> <63C3WX5hF0B@point89.people-s.people.de> <Dn5Gw8.Guy@localhost.ruhr.de> <JOCHEN.96Feb22113603@mrz.isar.de> <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de>
Reply-To: dit@vaxser.grumed.fu-berlin.de
NNTP-Posting-Host: vaxser.grumed.fu-berlin.de (130.133.15.1)
X-Access: 16 17 18
In article <4gjumt$s72@news.rrz.uni-koeln.de>,
a1586831@athena.rrz.uni-koeln.de (R. Knebler) writes:
>Jochen Fahrner lie▀ sich zum Thema Re: Telekom '96 und Gebuehren wie
>folgt aus:
>
>>In article <Dn5Gw8.Guy@localhost.ruhr.de> L.Bensmann@pop.ruhr.de (Lars Bensmann) writes:
>
>> So billig, wie mit dem Friends&Family Tarif der Telekom? Fuer 24,-DM
>> 10 Std. _UMSONST_ telefonieren. Ist das nicht toll, da bezahle ich ja
>> nur 2,40 DM/h, wohingegen ich nach 21 Uhr ganze 1,80 DM bezahle. Da
>> kann man der Telekom ja nur um den Hals fallen. (Zum Wuergen ;-) ).
>
>> [ ... ]
>>
>
>Also ich frage mich allmaehlich, was das Ziel der ganzen Angriffe
>gegen die Telekom ist. Geht es darum, einen geeigneten Suendenbock
>fuer alle Widrigkeiten des Lebens zu finden, oder um die
>Telefonrechnung?
Primaer geht es um die Telefonrechnungen sehr _vieler_ Buerger
und Buergerinnen. Die bisher ⁿber 140000 Protest-Unterschriften
der "Aktion billiges Telefon" sprechen bereits eine deutliche
Sprache. Und die Telekom kann nicht zum Suendenbock anderer
Mi▀staende in unserer Gesellschaft gemacht werden, das ist
doch klar. Es lohnt sich aber einmal das Buch des Wirtschafts-
journalisten Gⁿnter Oggers "Nieten in Nadelstreifen -- Deutsch-
lands Manager im Zwielicht" von 1992 (!) zu lesen, auch wenn die
Deutsche Telekom AG da (noch) nicht vorkam. Und heute kΣme sie
aber vor. -- (Nur ein Stichwort: langfristige Gefaehrdung von
Arbeitsplaetzen in Deutschland durch nicht marktwirtschaftliche
Unternehmenspolitik. Siehe dazu auch Anhang).
>Es muesste mittlerweile doch wohl allen klar geworden sein, dass das
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
>Ziel der Reform eine Senkung der Ferngebuehren und eine Steigerung der
>Nahgebuehren war. Dabei handelt es sich um eine betriebswirtschaft-
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
>liche Notwendigkeit, die wohl unbestritten ist. Niemand kann
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
>ernsthaft erwarten, dass im Ortsbereich die Uhr jetzt wieder
>zurueckgedreht wird.
Also, ich will das mal ganz lieb formulieren:
Klar in der ╓ffentlichkeit ist _nur_ die Umverteilung zu Lasten
der GesprΣche im Ortsbereich, _nicht_ klar ist (und ich meine das
mit einem wissenschaftlichen Anspruch) die betriebswirtschaft-
liche Notwendigkeit. Erstens ist eine solche auf dem Papier
beliebig konstruierbar (unklare Trennungskriterien zwischen Kosten
fuer Fern- und fuer Ortsgespraeche). Und _nur_ die Telekom sagt,
da▀ sie hohe Verluste im Ortsbereich hat, sonst keiner (h÷chstens
stilles Kopfnicken bei Politikern).
Immerhin hat der FOCUS in Heft 2/1996 mitgeteilt, da▀ die Telekom
auch 1995 auch im Ortsbereich erhebliche
Gewinne erzielt (sorry, die Zahlen habe ich jetzt nicht parat).
Hat den nun die Telekom wegen dieser "Falschmeldung" geklagt ?
Sie wird sich auch hⁿten, den der Verband der Postbenutzer hatte
die GeschΣftsberichte sehr genau gelesen, und Σhnliches fest-
gestellt und in einer langen Pressemitteilung Ende Januar 1996
publiziert (steht im Internet via meine pers÷nliche Telekom-Page
zum Lesen bereit:
http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~dittbern/Telekom/PM_PostBen.html
Bitte die Tilde vor meiner User-Kennung beachten!). Komisch ist
schon, da▀ die Medien nicht viel aus dieser Mitteilung berichtet
haben. -- Also ich wⁿrde nun wirklich nicht alles glauben, was uns
die Telekom erzaehlt.
Zu Deiner Aussage (s.oben) "betriebswirtschaftliche Notwendigkeit,
die wohl unbestritten ist" kann man z. Z. also nur sagen: sie darf
bestritten werden, und es sind sehr erhebliche Zweifel an der gesamten
Basis der Tarifreform angebracht.
Die gr÷▀te Berliner Zeitung "BZ" schrieb sogar von "getⁿrkten
Zahlen", und sie k÷nnte recht haben. Und sogar den zustaendigen
Politikern in Bonn ist das bereits aufgefallen. Minister B÷tsch
dⁿrfte sich so ziemlich ⁿber den Tisch gezogen fⁿhlen, nur wird er's
uns nicht sagen.
>Wenn jetzt auf Druck der Oeffentlichkeit ein Sondertarif eingefuehrt
>wird, der eine Erleichterung fuer besonders benachteiligte Gruppen
>darstellt, ist das offenbar auch wieder nicht recht. Wenn jemand in
>erster Linie nach 21 Uhr telefoniert ist er von der Tarifreform nicht
>besonders betroffen. Er zahlt 1,80 DM statt 1,15 DM pro Stunde. Fuer
>die Leute, die gezwungen sind, zu anderen Zeiten zu telefonieren, z.B.
>die vielzitierte Oma oder Online-Nutzer, wird zumindest fuer 10
>Stunden fast der alte Zustand hergestellt (2,40 DM statt 2,30 pro
>Stunde). Der Tarif ist eine Entlastung, aber er soll nicht die
>Tarifreform rueckgaengig machen. Er wird dazu fuehren, das die Zahl
>der Leute, die durch die Reform benachteiligt werden weiter absinkt.
>Mit Sicherheit wird aber nie der Zustand erreicht werden koenne, dass
>*alle* zufrieden sind.
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Sicher, es wird einen Kompromiss geben, wie das schon im Sommer 1964
letztendlich passierte (auch riesiger Protest mit scharfen Schlag-
zeilen in der Presse). Ich kann mich daran noch sehr gut erinnern.
Nur, in der Gewaehrung von Almosen -- sprich Family-Rabatten --
liegt mit Sicherheit nicht die Loesung, auch nicht im Sinne des
Unternehmens "Telekom".
>Abgesehen davon sollte man erstmal warten, wie der Tarif tatsaechlich
>aussieht. Viel haengt davon ab, ob man das Ganze mehrfach in Anspruch
>nehmen kann, wie die Abrechnungsmodalitaeten sind und wie lange man
>sich binden muss. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen,
>dass das 10-Stunden-Budget zu gleichen Teilen auf die 5 Zielnummern
>aufgeteilt werden muss.
Ok, man mu▀ die genauen Parameter des Family-Rabattes abwarten, bevor
man richtig schimpfen darf. Aber alles, was bisher bekannt wurde
(24 Mark fⁿr 10 h usw., nur gⁿltig im Ortsbereich, _nicht_ im Nah-
bereich) deutet auf eine arge Augenwischerei hin.
Denn die Gro▀kunden sollen immerhin 35-40 % Rabatt erhalten, und das
_linear_, aber die Privatkunden muessen erst einmal x Rufnummern
hinterlegen (Datenschutz?!) usw. und erhalten dafⁿr einen _nicht-
linearen_ Rabatt.
Ich werde dazu in der nΣchsten Woche eine (mathematische) Analyse
publizieren. Der tatsaechliche Rabattsatz, den ein Privatkunde erhaelt,
haengt ja vom Gesamtvolumen der in einem Monat verbrauchten Einheiten ab.
Das ist ein hyperbolischer Zusammenhang (tⁿckisch & gemein). Beispiel:
Bei insgesamt 1000 pro Monat verbrauchten Einheiten und voller
Ausnutzung des Rabattes zum Tagestarif (400 Einheiten, die in den
1000 enthalten sind), sind es _nur_ noch 20 % Rabatt (nicht 50 % !).
Und deshalb nenne ich es nicht nur eine Augenwischerei, es ist eine! --
Noch viel mehr solide Information gibt's gratis ⁿber:
Meine Telekom-Page (1.Seite):
http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~dittbern/Telekom/Offline.html
Meine Telekom-Page (2.Seite):
http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~dittbern/Telekom/Offline2.html
Ein sch÷nes Wochenende
und viele Spa▀ beim Lesen des Kommentars
zum ultimativen "T-Timer" von BILD & Telekom im Anhang,
Karl-Heinz Dittberner
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* Sparsamer telefonieren: Kostenlos!
Heute gibt's die Telefon-Scheibe von BILD
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22.2.1996: Bild, Seite 1 oben (Politik).
M÷chten Sie beim Telefonieren Geld sparen? Dann holen Sie sich heute
den T-Timer! Wenn Sie die tolle neue Telefonscheibe von BILD und der
Telekom (Foto) einmal ausprobiert haben, werden Sie nie mehr darauf
verzichten wollen. Nur ein kleiner Dreh, und Sie wissen vor dem
GesprΣch genau, wie teuer es wird.
Die Telefonscheibe zeigt die Gebⁿhren ⁿbersichtlich geordnet nach
Uhrzeit, Entfernung und GesprΣchslΣnge an. Jede der neuen
Telekom-Zeitzonen hat ihre eigene Farbe -- da kann nichts schiefgehen!
Manchmal lohnt es sich, ein GesprΣch nur um ein paar Minuten zu
verschieben -- da sind schnell ein paar Mark gespart.
Das beste: Der T-Timer ist kostenlos!
Die Telefonscheibe bekommen Sie von heute an ⁿberall dort, wo es BILD
gibt.
Sie k÷nnen die Telefonscheibe auch bestellen: Telefon 0130/1118, Fax
0130/1005
[Ed: Das sind Rufnummern der Deutschen Telekom AG].
Mein Kommentar dazu:
Das ist nun die totale Perversion der Markwirtschaft. Die Telekom
ruft ihre Kunden zusammen mit der Bild-Zeitung zum "sparsamen
Telefonieren" auf. -- Nach allen anerkannten Regeln der Volkswirtschaft
kann in einer Marktwirtschaft eine Ware dann (legal) verteuert werden,
wenn sie entweder knapp ist oder die Kosten der Herstellung gestiegen
sind. Beides trifft aber bei den OrtsgespΣchen nicht zu. Da▀ ein
Gro▀unternehmen erst einmal einen Teil ihrer Produkte so drastisch
verteuert (OrtsgesprΣche maximal um den Faktor 2,61), um dann -- weil
die Kunden wⁿtend sind -- ihre eigenen Kunden vor dem zu hΣufigen Kauf
zu warnen und sogar noch Sparhilfen anbietet, um es fⁿr die Kunden
nicht zu teuer werden zu lassen, das hat es in der
Wirtschaftsgeschichte bisher noch niemals gegeben. Die Deutsche Telekom
AG betritt hier -- auf einem marktwirtschaftlichen Irrweg -- absolutes
Neuland. --
Erst mit einem wirklich kundenfreundlichen, ⁿberschaubaren (keine
Telefon-Scheibe erforderlich machenden) Tarifsystem mit deutlich
verbilligten GesprΣchskosten wird die Telekom zufriedene Kunden
erhalten und davon durch wesentlich h÷here UmsΣtze und Gewinne auf
Dauer profitieren. Auch beim "Tarifkonzept '90" (Verbilligung der
Inlands-FerngesprΣche) befⁿrchtete man ja zunΣchst riesige
EinnahmeausfΣlle. Die Deutsche Bundespost erzielte dennoch seitdem Jahr
fⁿr Jahr Mehreinnahmen von einer Milliarde Mark. Mit einem eher an
einer Planwirtschaft orientierten Unternehmskonzept bezⁿglich der
Tarifierung der OrtsgesprΣche wird die Deutsche Telekom nicht das "Land
gewinnen" k÷nnen, das sie sich selbst (auch in ihren USA-Inseraten)
ertrΣumt. Es ist h÷chste Zeit, da▀ sich der Vorstand der Telekom zu
einer sehr weisen und intelligenten Entscheidung durchringt, zum
Vorteil ihrer Kunden, des Unternehmens und zum langfristigen Erhalt von
ArbeitsplΣtzen in Deutschland.
▄brigens: Die Telekom hΣtte natⁿrlich diese nⁿtzliche Telefon-Scheibe
ihren Kunden schon vor vier Monaten im Herbst 1995 (zusammen mit den
Broschⁿren "Preisinformation Teil 1 und 2") geben mⁿssen und sich so
vielleicht einigen ─rger ersparen k÷nnen. Allerdings hΣtte sie damit
damals schon im Klartext eingestehen mⁿssen, da▀ lΣngeres Telefonieren
im Ortsbereich drastisch verteuert werden soll. --khd
-----------------------------------------------------------------------
--
Karl-Heinz Dittberner
E-Mail: dit@mail.grumed.fu-berlin.de
http://fub46.zedat.fu-berlin.de:8080/~dittbern/